Sichere Ausbildung für Eltern

Für wen eig­nen sich SAFE® – El­tern­kur­se?

  • Das Pro­jekt „SAFE® – Si­che­re Aus­bil­dung für El­tern» wur­de spe­zi­ell da­für ent­wi­ckelt, um (wer­den­de) El­tern dar­in zu un­ter­stüt­zen, be­reits ab der Schwan­ger­schaft ei­ne si­che­re Bin­dung zu ih­rem Kind auf­zu­bau­en.

  • SAFE® rich­tet sich an al­le wer­den­den El­tern bis et­wa zum 7. Schwan­ger­schafts­mo­nat und wird bis zum En­de des ers­ten Le­bens­jah­res in ei­ner ge­schlos­se­nen Grup­pe durch­ge­führt.

  • Die Kur­se eig­nen sich für al­le wer­den­den El­tern (und Al­lein­er­zie­hen­de) oder auch El­tern, die schon Kin­der ha­ben und ein wei­te­res Ba­by er­war­ten. Al­le El­tern möch­ten sich auf die An­kunft ih­res Ba­bys gut vor­be­rei­ten und kön­nen im SAFE-Kurs er­fah­ren, wie sie ih­rem Kind durch ei­ne si­che­re Bin­dungs­ent­wick­lung die grund­le­gen­de Er­fah­rung von Urver­trau­en, Si­cher­heit und Ge­liebt wer­den mit auf sei­nen Ent­wick­lungs­weg ge­ben kön­nen

  • Hier­bei liegt der Schwer­punkt dar­auf El­tern zu be­fä­hi­gen, die emo­tio­na­len Be­dürf­nis­se ih­rer Kin­der und de­ren „Ba­by­spra­che“ bes­ser wahr­zu­neh­men, die Si­gna­le rich­tig zu ver­ste­hen und durch feinfühliges Ver­hal­ten die Bindungs­ent­wick­lung ih­res Ba­bys zu för­dern.

Kursablauf

Das SAFE®-Programm beinhaltet vier Module: Kurstage in der Gruppe vor und nach der Geburt, das Feinfühligkeitstraining, eine Beratungsstelle bzw. Hotline sowie bei Bedarf eine Traumatherapie-Vermittlung.

 

Die SAFE® – Elternkurse werden von speziell dafür ausgebildeten SAFE®-MentorInnen (mit pädagogischem Hintergrund) in Elterngruppen durchgeführt, die an 4 Sonntagen vor der Geburt und an 6 Sonntagen nach der Geburt angeboten werden.

 

Vor der Geburt treffen sich die (werdenden) Eltern ca. einmal im Monat. Nach der Geburt finden die Treffen z. B. im 1. Lebensmonat, 2. Lebensmonat, 3. Lebensmonat, 6. Lebensmonat, 9. Lebensmonat und 12. Lebensmonat statt.

 

 

Die Gruppen werden so zusammengestellt, dass die Mütter in einer etwa vergleichbaren Schwangerschaftswoche sind, da erfahrungsgemäß ähnliche Fragen und Themen auftauchen und somit in der Gruppe und/ oder auch untereinander besprochen werden können. Später werden dann auch oftmals aus den gleichaltrigen Babys kleine Spielkameraden. Viele Eltern treffen sich auch nach dem Ende des SAFE®- Kurses weiterhin.

 

Es hat sich herausgestellt, dass sich der Sonntag am besten für die Kurse eignet, da an diesem Tag die (werdenden) Väter zeitlich besser verfügbar sind. Alleinerziehende können entweder allein oder auch gerne in Begleitung eines Verwandten oder einer Freundin das Seminar besuchen. Ein neuer Partner ist im Kurs herzlich willkommen!

Inhalte des SAFE® Elternkurses

SAFE® zeichnet sich durch vier verschiedene Module aus:

Kurstage in der Gruppe vor und nach der Geburt, das Feinfühligkeitstraining, eine Beratungsstelle bzw. Hotline sowie bei Bedarf eine Traumatherapie.

I. SAFE® – Seminartage vor und nach der Geburt

SAFE® wird in Elterngruppen durchgeführt, die an 4 Sonntagen vor der Geburt für Eltern angeboten werden. Die Eltern sollten in einer vergleichbaren Schwangerschaftswoche sein. Nach der Entbindung wird SAFE® durch Elterngruppen an 6 Sonntagen fortgeführt, die nach der Geburt beginnen (Etwa 1.Lebensmonat, 2. Lebensmonat, 3. Lebensmonat, 6. Lebensmonat, 9. Lebensmonat, 12. Lebensmonat).

Inhalte der vorgeburtlichen Module sind: Phantasien, Hoffnungen und Ängste der Eltern, Pränatale Bindung, Kompetenzen des Säuglings, Kompetenzen der Eltern, Eltern-Säuglings-Interaktion (mit Videodemonstration), Bindungsentwicklung des Säuglings, Vermeidung der Weitergabe von traumatischen Erfahrungen, Prävention durch Psychotherapie und das Erlernen von Stabilisierungsübungen.

Inhalt der nachgeburtlichen Module sind: Informationen über die emotionale Entwicklung des Säuglings, Einbeziehung der elterlichen Erfahrungen, Video-Feedback-Training anhand individueller Videoaufnahmen. Beratung zur Bewältigung von interaktionellen Schwierigkeiten mit dem Säugling (Schlafen, Essen, Schreien), Information und Anleitung zur Entwicklung des Bindungs- und Explorationsverhaltens des Säuglings. Und es gibt viel Raum für eigene Fragen der Eltern.

Bereits an den Seminartagen vor der Geburt erhalten die Eltern ein Feinfühligkeitstraining, bei dem sie anhand von Eltern-Kind-Interaktionen auf Video lernen die Signale von Säuglingen und Babys zu lesen. Neben den nachgeburtlichen Seminaren werden auch Einzeltermine für Videoaufnahmen beispielsweise einer Spiel-, Wickel- oder Füttersituation zwischen den Eltern und dem Baby angeboten. Dadurch entsteht die Möglichkeit einer direkten Rückmeldung durch dafür speziell geschulte Personen.

Das Vertrauensverhältnis, das die Eltern in dem Seminar zu den BeraterInnen (SAFE®-MentorInnen) aufgebaut haben, wird dazu genutzt, den Eltern ein Beratungsangebot und eine telefonische Hotline anzubieten.  Diese Hotline ist eine „sichere Basis» für die Eltern, damit diese in akut schwierigen Situationen (z. B. einem Schreianfall des Säuglings) zwischen den Modulen Information, Beratung und Unterstützung erhalten und somit in ihrer Entwicklung von elterlichen Kompetenzen sicherer werden können. Dabei ist der Vorteil, dass der Berater / die Beraterin die Eltern aus den Elterngruppen kennen.

Falls bei den Eltern Hinweise auf ungelöste traumatische Erfahrungen bereits durch die pränatalen Bindungs-Interviews festgestellt werden, wird ihnen als viertes Modul von SAFE® eine fokale Traumatherapie angeboten, also vermittelt, die eine vorgeburtliche Stabilisierungsphase und eine nachgeburtliche Bearbeitungsphase beinhaltet. SAFE® möchte damit präventiv eine Wiederholung eines erlebten Traumas der Eltern mit den eigenen Kindern verhindern.

Eine sichere Bindung von Anfang an…

Die Entwicklung einer sicheren Bindung zwischen Eltern und Kind ist eine großartige Grundlage für eine gesunde körperliche, psychische und soziale Entwicklung eines Kindes. Wir sollten daher alle Anstrengungen unternehmen, Eltern und Kinder in ihren ganz frühen Entwicklungsphasen so gut zu unterstützen, dass dieser wichtige Entwicklungsschritt bestmöglich gelingen kann.

Mit einer sicheren Bindung werden die Eltern große Freude an ihrem Kind haben, weil sicher gebundene Kinder eine bessere Sprachentwicklung haben, flexibler und ausdauernder Aufgaben lösen, sich in die Gefühlswelt von anderen Kindern besser hineinversetzen können, mehr Freundschaften schließen und in ihren Beziehungen voraussichtlich glücklichere Menschen sein werden. (Karl Heinz Brisch)

Aus der Wissenschaft weiß man, dass eine sichere Bindung für die seelische Entwicklung des Babys der beste Start ins Leben ist. Eine sichere Bindung bildet eine sehr gute Basis für eine gesunde körperliche, seelische, geistige und soziale Entwicklung des Babys.

Ein sicher gebundenes bestens Baby ist in der Lage, seine Umwelt mit großer Neugier zu erkunden. Daher weiß man heute auch: „Eine sichere Bindung kommt vor Bildung“.

Kinder mit einer sicheren emotionalen Bindung zeigen u. a. mehr prosoziales und weniger aggressives Verhalten, haben größere Fähigkeiten zur Empathie und daher auch mehr und bessere Freundschaftsbeziehungen.

Sie sind kreativer und ausdauernder bei Leistungsanforderungen, zeigen bessere Fähigkeiten beim Lernen und mehr Bewältigungsmöglichkeiten in schwierigen Situationen als Kinder mit einer unsicheren Bindungsentwicklung.

Gute soziale Bindungen fördern die kognitive Entwicklung und den Schulerfolg. Sicher gebundenen Kindern gelingt es leichter, eine gute Beziehung zu ihren Lehrern aufzubauen, deren Bildungsangebot anzunehmen, für sich zu nützen und dabei gleichzeitig konstruktiv kritisch zu bleiben. Die Vorteile der sicheren Bindung wirken in das ganze weitere Leben hinein. Auch die Fähigkeit im Erwachsenenleben ein gutes soziales Netz aufzubauen und in einer tragfähigen, positiven Partnerschaft zu leben, wird durch sie unterstützt

Das bindungsunsichere Muster gilt als ein Risikofaktor für die psychische Entwicklung. Dies bedeutet, dass bindungsunsichere Kinder nicht so widerstandsfähig sind gegenüber psychischen Belastungen, sie entwickeln unter Belastung wie Scheidung, Umzug, Trennung der Eltern, Verlust eines Freundes, eher psychische Auffälligkeiten als bindungssichere Kinder.

In psychischen Belastungssituationen haben sie nicht so ausgeprägte Bewältigungsmöglichkeiten, wie bindungssichere Kinder, sie ziehen sich eher zurück, wollen alleine sein, und weniger Hilfe in Anspruch nehmen. Bindungsvermeidende Kinder wollen besonders Probleme eher für sich alleine lösen, auch wenn sie in Not sind, da sie die Erfahrung gemacht haben, dass ihnen niemand zur Hilfe kam. Bindungsambivalente Kinder dagegen sind extrem unselbständig und klammern sich eher an Bindungspersonen und trauen sich keine Lösung zu.

Unsicher gebundene Kinder haben nicht so viele Freunde, sind nicht so gerne in Gruppen, lösen Konflikte eher durch aggressive Auseinandersetzung und können nicht so gut Kompromisse finden. Ihre Gedächtnisfähigkeiten, Lernleistungen, Sprachentwicklung, Ausdauer, Flexibilität und Teamfähigkeiten sind nicht so ausgeprägt gut wie bei bindungssicheren Kindern.

Auch ihre Empathiefähigkeit ist nicht so differenziert und ausgeprägt, wie die von bindungssicheren Kindern. D.h., es fällt ihnen wesentlich schwerer, sich in die Gefühle, Gedanken und Handlungsabsichten von Spielkameraden oder auch von Erwachsenen einzufühlen. Genau diese Fähigkeit, ist eine der großen Voraussetzungen, um harmonische Freundschaften führen zu können. Dies ist auch die Vorraussetzung dafür um später feinfühlig auch auf Signale von eigenen Kindern einzugehen und diesen zu helfen, auf einen bindungssicheren Weg zu kommen.

Bei Kleinkindern von 12 bis 18 Monaten kann man in der so genannten „Fremden  Situation“, das ist ein standardisierter, wissenschaftlicher Test  (nach Mary Ainsworth), die Bindungsqualität bzw. das Bindungsmuster erfassen. Man unterscheidet die drei Hauptgruppen „sicher», „unsicher-vermeidend“, und „unsicher-ambivalent“ gebundene Kinder.

Bei der vierten Gruppe der „desorganisiert/desorientiert“ gebundenen Kinder lässt sich gar keine zielgerichtete Bindungsstrategie erkennen. Diese Kinder haben aus verschiedenen Gründen kein stabiles Verhaltensmuster zur Bindungsperson aufbauen können. Ihre Eltern gehen manchmal eher  ängstlich mit ihnen um, manchmal drohen sie ihren Kindern oder sind verhalten sich ganz hilflos, weil sie nicht wissen, wie sie auf das Verhalten ihrer Kinder –  wie etwas Wutanfälle – reagieren sollen.

Das Bindungsmuster, welches das Kleinkind zu seiner ersten Bezugsperson aufgebaut hat, bleibt über das ganze Leben hinweg relativ stabil und beeinflusst die Gesamtentwicklung und den Werdegang der Persönlichkeit. Bindungsmuster können von Generation zu Generation weiter gegeben werden. Daher ist es wichtig, das eigene Bindungsmuster zu erkennen und mit Hilfe von Rückmeldungen zum eigenen Verhalten zu lernen, wie das Bindungsmuster des eigenen Babys auf einen sicheren Weg gebracht werden kann.

LINK 

«Bin­dungs­theo­rie» nach John Bowl­by hier

 

Referenzen